Writing about Photography - a survey
We don’t just like talking about photography – here on this website, we, as you know, also want to write about photography. Which in a way seems much harder as it is less ephemeral, you know, with the Internet not forgetting anything. Thus, we figuered it to be a smart move to ask people who love photography as much as we do, who know their stuff, who write about photography very often, maybe even on a daily basis. We asked them several questions: how to write about photography, what are the characteristics of good texts on photography and what kinds of texts about photography should be written. You can find the first set of the wonderful, interesting, funny answers below. Thanks to all the authors – and enjoy reading!
Wie schreibt man über Fotografie?
“Mit Stift und Papier oder halt auch einfach nur mit dem Computer. Wie jemand schreibt, ist an sich unwichtig. DASS jede Person schreibt, die sich ernsthaft mit der Fotografie auseinandersetzt (ob nun als Fotograf:in, Kurator:in, Kritiker:in, … — und ob nun für sich selbst oder für andere), finde ich wichtig. Alles andere ist denkfaul. Und beim Schreiben immer nur ein Ziel haben: Klarheit. Mit Wittgenstein: “Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen.”
Was macht gute Texte über Fotografie aus?
“Ein guter Text über Fotografie regt zum Denken an, hat aber nicht unbedingt den Anspruch, alle erreichen zu wollen (oder müssen). Ein guter Text überrascht (ob nun angenehm oder unangenehm). Ein guter Text macht Freude oder nervt. Ein guter Text verschwindet nach dem Lesen nicht so einfach aus dem Kopf. Ein guter Text ist wie ein kühles Glas Weißwein oder ein frisch gezapftes Bier an einem heißen Sommernachmittag. Ein guter Text hat viel mit einem guten Foto gemein.”
Welche Arten von Texten über Fotografie sollte es geben?
“Alle Arten, die nicht verblöden, die nicht vereinfachen; alle, die zum Denken anregen und es nicht erschweren; alle, die ein kleines bisschen, aber nicht zu viel Arbeit machen alle, die leicht beschwingt oder schwer bewegend, aber nicht mit heißer Nadel gestrickt oder schwer bemüht sind; alle, die etwas hinzufügen ohne nur zu wiederholen; alle, bei denen sich die Großzügigkeit der Verfassenden spürbar macht.”
Jörg Colberg, Autor, Fotograf, Dozent http://jmcolberg.com/
How to write about photography?
“Avec modestie, en ayant conscience que la photographie est irréductible en mots. En se méfiant aussi de nos biais culturels ou idéologiques qui peuvent nous conduire à plaquer sur une image un sens qui n’existe que dans notre esprit ou à prêter au photographe des intentions qu’il n’a pas forcément. Ces précautions prises l’on peut alors proposer une interprétation en gardant à l’esprit le génial gimmick de Morris Zapp dans Un tout petit monde : « tout décodage est un nouvel encodage. »”
Rémi Coignet, writer and editor based in Paris,
www.remicoignet.com
“Words don’t come easy fällt mir da spontan ein. Warum stellt ihr mir eine so schwierige Frage?
Als Bildermacher sind in erster Linie Fotografien meine Sprache und nicht Texte. Ich schreibe auch gerne über Fotografie. Die richtigen Worte zu finden ist für mich eine große Mühe. Schließlich geht es ja nicht nur um den Inhalt sondern auch die Form, die Dramaturgie und den Klang. Jedenfalls ist das mein Anspruch an mich und das erwarte ich, wenn ich Texte lese.
Das Fotografieren ist da viel einfacher für mich — und wir machen es alle: Man drückt den Auslöser und schon hat mein ein Bild aufgenommen. Da schon alles fotografiert wurde und man mit Wiederholungen niemanden erreichen kann stellt sich die Frage, welche Perspektive man einnimmt, weniger nach dem was, sondern wie man etwas sieht. Sich diesem Prozess zu stellen ist schwere Arbeit und eine Herausforderung, die das Medium Fotografie so kompliziert macht und wunderbar komplex
Gute Texte über Fotografie beschreiben für mich nicht vordergründig die technischen Mittel, die zur Anwendung kamen. Sie reflektieren den Prozess, ordnen sie zeitlich ein und vermeiden im besten Fall eine figürliche Beschreibung. Sie gehen über das Sujet hinaus, zeigen Kontexte auf, seien sie gesellschaftlich oder künstlerisch.”
Michael Danner, Fotograf, Dozent,
http://dannerprojects.com/
Gast des FOTOTREFF #27
“Man schreibt mit dem Druck etwas sagen zu wollen, nicht zu müssen. Alle anderen Regeln lassen sich bei Bedarf brechen.”
Miriam Zlobinski, Visual Historian und Kuratorin
Stellvertretende Chefredakteurin von https://www.re-vue.org/
Wie schreibt man über Fotografie?
“Darauf kann man nicht verallgemeinernd antworten. Jeder Autor, jede Autorin wird diese Frage anders beantworten. Ich kann daher nur für mich sprechen. Bei mir steht ein großes Interesse an einer Sache am Anfang eines jeden Textes. Das kann eine Ausstellung sein, ein fotografisches Werk, eine Publikation oder ganz allgemein ein Thema. Ich versuche in meinen Artikeln allgemeinverständlich zu sein und die Leser neugierig zu machen. Bei Rezensionen und Kommentaren sind mir Meinungsstärke und Ehrlichkeit wichtig.”
Jens Pepper, Autor, Interviewer und Kurator, Berlin
sein Interview mit dem FOTOTREFF Berlin Team von 2019
https://www.instagram.com/photosbypepper/
Instagram: @photosbypepper
“Gute Texte über Fotografie zeigen ein Verständnis dafür, dass die Sprache der Bilder anderen Gesetzmäßigkeiten folgt als einer Logik der Wörter. Es sind oft gerade die Paradoxien im Zusammenspiel der Bilder, die einen unverwechselbaren Blick auf die Welt kreieren. Texte über Fotografie sollten somit die Bilder nicht zu Illustrationen von Themen oder zu Belegen für konzeptionelle Thesen degradieren, sondern ihre subjektiven Entwürfe von künstlerischen Haltungen in ihren diversen Ausprägungen neugierig erforschen.”
Wolfgang Zurborn, Fotograf, Dozent, Galerist, Kurator, Textautor und Fotobuch-Layouter,
www.wolfgangzurborn.de
How to write about photography?
“Writing about photography might be the hardest of any writing about the visual arts and media. I’m never sure which preposition to use, as photography writing could for example also be through, in, on, from, onto, and around. Because photography so easily traverses borders between media, materials, and aims, good photography writing, I think, attests to both ideas and material conditions, and connects them in original ways. When the photographs in question need to be understood in a pre-existing context, the writer ideally converses with that context. When the photographs are free-floating, the writer creates context.
I see the photograph first and foremost as a mediator able to connect many different topics and ideas, and I wish to take into account the ways in which the medium of photography influences my ways of seeing (and thinking about) things.”
What characterizes good texts about photography?
“Like in any good writing, in texts related to photography I appreciate adventurous language, a level of playfulness paired with gravity, and attempts at interweaving the world of ideas with the world of things. Only then can photography be distilled from photographs.”
What kind of texts about photography should be written?
“As many kinds of texts as there are photographies—and more, such as speculations on the futures of the medium or views on photography from non-human perspectives. As important as the kind of texts is a diversity of writers; the greater the variety of ideas and viewpoints the better. I also wonder what kinds of texts algorithms could produce on this medium that is the origin of so-called machine vision.”
Taco Hidde Bakker, writer, translator, teacher
www.tacohidde.com
“Die Frage ist falsch gestellt, wenn ich sie ernst nehme: Mit der Hand! Ansonsten würde ich antworten: Erst sehen, dann denken, dann schreiben, während sich im letztgenannten Prozess alle Schritte noch einmal rekapituliert durchkreuzen sollten.”
Stefan Gronert, Kurator für Fotografie und Medien
Sprengel Museum Hannover
Autor und Redakteur des Sprengel FOTO-Blog Foto \ Kunst \ Theorie
Was macht gute Texte über Fotografie aus?
“Sie sind lesbar, gut argumentiert, zitieren weder Roland Barthes, Susan Sonntag noch Walter Benjamin. Sie eröffnen der Leserin einen neuen Blick nicht nur auf das beschriebene Werk, sondern auf den Kontext von Entstehen und Erscheinung. Gute Texte bewegen, wecken die Sehnsucht die Autorin auf einen Kaffee oder ein Glas Wein zu treffen und Gelesenes zu vertiefen. Sie machen große Bögen um naheliegende Klischees und man erkennt an Ihnen die Kompetenz, Bildung, Wissen und die Recherche der Autorin. Es erfreut die Leserin, wenn die subjektive Position, weder willkürlich noch übermäßig eitel thematisiert wird, sondern daraus eine allgmeinverbindliche Betrachtung abgeleitet werden kann.”
Peter Bialobrzeski, Fotograf und Dozent
https://www.bialobrzeski.net/
Gast von FOTOTREFF #27
“Indem man zum Betrieb genug Distanz wahrt, um in seinen Urteilen keine falschen Rücksichten nehmen zu müssen. Die Leser:innen erkennen und honorieren das. Natürlich sollte man damit leben können, dass man sich damit in der Szene nicht viele Freunde macht.”
Peter Truschner, Fotograf & Autor,
fotolot des Perlentaucher
Thank you very much again to all contributors.
The survey “Writing on Photography” will soon be continued – stay tuned.